Gute Bildung - nicht nur wichtig für jeden Einzelnen, sondern Grundlage der Wissensgesellschaft. Gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung, gut ausgestattete Schulen, moderne Lerninhalte sowie Möglichkeiten lebenslang zu lernen – das empfanden Bürger als Grundlage für Lebensqualität. Von vielen kritisiert wurde der Bildungsföderalismus.
Gute Bildung - nicht nur wichtig für jeden Einzelnen, sondern Grundlage der Wissensgesellschaft. Gleiche Chancen beim Zugang zu Bildung, gut ausgestattete Schulen, moderne Lerninhalte sowie Möglichkeiten lebenslang zu lernen – das empfanden Bürger als Grundlage für Lebensqualität. Von vielen kritisiert wurde der Bildungsföderalismus.
„Schulföderalismus ist überflüssig. Wir müssen die Kleinstaaterei abschaffen, ich sehe nicht ein, warum wir unterschiedliche Abiture haben.“aus dem Bürgerdialog des BMWi in Magdeburg am 7. Juli 2015
Bildung fördert die Orientierung und das Urteilsvermögen der Menschen. Bildung ist aber auch Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft, für gute Arbeit und ein sicheres Einkommen.
Der Indikator Anteil der Menschen mit einem Abschluss der Sekundarstufe II zeigt, wie viele Menschen mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine Hochschulreife haben. Damit wird der Bildungserfolg, also das Bildungsniveau einer Gesellschaft und näherungsweise auch die Qualität des deutschen Bildungssystems gemessen.
Wer heute in Deutschland die Hochschulreife erlangt oder eine Berufsausbildung abschließt, hat gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Im Jahr 2018 verfügten in Deutschland rund 88 von 100 Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren über mindestens eine dieser Qualifikationen. - das sind sieben Personen mehr als im Durchschnitt der OECD Länder. Erfreulich ist auch: Jüngere Frauen haben den Rückstand zu den Männern mittlerweile aufgeholt. Der Anteil junger Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren mit Abschluss der Sekundarstufe II liegt knapp eineinhalb Prozentpunkte über dem Anteil der jungen Männer.
Bildung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Integration zugewanderter Menschen. Auch hier ist in den Jahren bis 2018 ein Aufholprozess zu erkennen: Der Anteil der Migrantinnen und Migranten, die entweder Hochschulreife oder einen Hochschulabschluss erreichen, nahm bei den jungen Altersgruppen erheblich zu. Im Alter von 55 bis 64 Jahre haben 65 von 100 Menschen mit Migrationshintergrund einen Abschluss der Sekundarstufe II. Unter den jüngeren Migrantinnen und Migranten zwischen 25 und 34 Jahren sind es bereits 75 von 100. Der Abstand zu den Menschen ohne Migrationshintergrund beläuft sich bei den 55 bis 64-Jährigen auf 25,5 Prozentpunkte, bei den 25 bis 34-Jährigen nunmehr auf 17,4 Prozentpunkte. Es bleibt weiterhin ein deutlicher Abstand zu den Menschen ohne Migrationshintergrund.
Bildung ist laut Grundgesetz (Art. 30 GG) in Deutschland primär Sache der Bundesländer. Damit der Bund die Länder und Kommunen mit dem Digitalpakt Schule bei der Ausstattung aller allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen unterstützen kann, wurde das Grundgesetz geändert. Mit dem Digitalpakt Schule investiert der Bund 5 Milliarden Euro in eine moderne digitale Infrastruktur. Darüber hinaus unterstützt der Bund die Länder und die Lernenden in Deutschland mit einer Fülle von Maßnahmen, z.B. beim Ausbau der frühkindlichen Bildung.
Die Weichen für den Bildungserfolg werden oft früh im Leben gestellt. Fehlende Schul- oder Berufsausbildungsabschlüsse führen zu schlechten Chancen am Arbeitsmarkt. Das diskutierten auch die Bürger. Manche junge Menschen haben Startschwierigkeiten auf dem Bildungsweg. Sie müssen gezielt gefördert werden.
„Bildungsteilhabe muss unabhängig vom Einkommen gesichert sein.“aus dem Bürgerdialog der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh am 8. Mai 2015
Als Indikator dient hier die Risikogruppe der frühen Schulabgänger. Sie sind zwischen 18 und 24 Jahre alt, haben höchstens einen Haupt- oder Realschulabschluss und stehen nicht mehr in Bildung oder Ausbildung.
Ihr Anteil ist in den letzten Jahren gesunken – von rund 13 Prozent im Jahr 2003 auf zehn Prozent in 2018. Allerdings bleiben junge Männer in Deutschland mit knapp elfeinhalb Prozent etwas stärker gefährdet als junge Frauen mit einem Anteil von knapp über neun Prozent. Damit kam Deutschland dem 10-Prozent-Ziel der „EU-2020-Strategie für Beschäftigung und intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum“ sehr nahe.
Europaweit sank der Anteil der frühen Schulabgänger von 16 Prozent im Jahr 2004 auf unter elf Prozent im Jahr 2018. Deutschland liegt damit unter dem europäischen Durchschnitt.1
Auch unter jungen Migrantinnen und Migranten in Deutschland gibt es heute weniger frühe Schulabgänger als noch vor elf Jahren. 2005 waren das noch 24 Prozent der jungen Menschen mit Migrationshintergrund, 2018 lag der Anteil bei knapp unter 18 Prozent.
Trotz dieser Verbesserung bleibt ein deutlicher Abstand zu den Menschen ohne Migrationshintergrund. Damit Bildung als Motor der Integration funktioniert, sind besondere Anstrengungen nötig – nicht zuletzt, weil 2015 und 2016 viele Flüchtlinge mit geringer formaler Bildung in Deutschland Schutz gesucht haben.
Bedürftige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erhalten Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket und werden mit Programmen wie z.B. „Kultur macht stark“ oder „Bündnisse für Bildung“ unterstützt. Zur Förderung von Schulen in benachteiligten sozialen Lagen wurde eine Bund-Länder-Initiative "Schule macht stark" initiiert.
Bildungsgerechtigkeit gehörte zu den Themen, die im Bürgerdialog besonders intensiv diskutiert wurden. Die Menschen waren sich einig: Wenn es um Noten und Abschlüsse geht, soll es fair zugehen. Jedes Kind soll auf seinem Bildungsweg möglichst gleich gute Chancen haben. Studien zeigen aber: In Deutschland entscheidet noch immer nicht nur die Leistung, sondern auch die Herkunft über den Bildungserfolg von Kindern. Der Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und dem ihrer Kinder ist in Deutschland stark ausgeprägt.
„Es ist mir wichtig, dass in Deutschland jedes Kind, gleich welcher sozialen Herkunft, die Möglichkeit hat, die Bildungswege einzuschlagen, die das eigene Potential verwirklichen helfen […].“aus einer Online-Antwort vom 22. August 2015
Der Indikator Bildungsmobilität zwischen Eltern und Kindern vergleicht den höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss der Eltern mit dem ihrer Kinder.
Der Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und dem ihrer Kinder ist in Deutschland stark ausgeprägt. Mehr als sieben von zehn Kindern, von denen mindestens ein Elternteil Abitur oder Fachhochschulreife hat, erreichen diesen Abschluss ebenfalls. Der Anteil von Jugendlichen, die das Bildungssystem ohne formalen Abschluss verlassen, ist in diesen Familien mit weniger als drei Prozent sehr gering.
Andererseits belegen die Zahlen auch: Viele Kinder schaffen den Aufstieg im deutschen Schulsystem. Gerade in bildungsfernen Familien, in denen kein Elternteil einen Schulabschluss hat, ist die aufwärtsgerichtete Bildungsmobilität am größten: Gut 80 Prozent der Kinder machen qualifizierte Abschlüsse, rund 24 Prozent erreichen sogar die Fachhochschulreife oder das Abitur. Blickt man auf die vergangenen 20 Jahre zurück, so zeigt sich eine deutlich positive Entwicklung. Im Jahr 2017 schaffte knapp jedes vierte Kind von Eltern ohne Schulabschluss die Hochschulreife. Zwanzig Jahre früher war es nur etwa jedes 13. Kind.
Es bleibt weiterer Handlungsbedarf. Denn immer noch verlässt jedes fünfte Kind aus bildungsfernem Elternhaus die Schule ohne Abschluss und hat damit schlechtere Aussichten auf gute Arbeit, ein befriedigendes Einkommen, kurz auf ein gutes Leben.
Bei den Familien mit Migrationshintergrund ist das Bild gemischt. In Familien in denen mindestens ein Elternteil die Hochschulreife hat, gibt es überdurchschnittlich viele Kinder, die zunächst einen Haupt- oder Realschulabschluss schaffen oder die Schule ohne Abschluss verlassen. Erfreulich ist hingegen, dass überdurchschnittlich vielen Kindern mit Migrationshintergrund, deren Eltern keinen Schulabschluss haben, der Sprung zu einem Haupt- und Realschulabschluss oder gar zur Fachhochschul- oder Hochschulreife gelingt. Es ist daher von hoher Priorität, den nach wie vor bestehenden Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg weiter abzubauen.
Ein umfassendes Bild der Bildungsmobilität entsteht erst beim Blick auf den gesamten Bildungsverlauf eines jungen Menschen. Dabei sollten neben allgemeinbildenden Schulabschlüssen auch berufliche und akademische Qualifikationen einbezogen werden. Dies ist insbesondere wichtig, um das international anerkannte System der dualen Ausbildung und seinen wesentlichen Beitrag zur geringen Jugendarbeitslosigkeit und Chanceneröffnung für die junge Generation abzubilden.
Mit dem BAföG sorgt die Bundesregierung dafür, dass junge Menschen sich gute Bildung leisten können, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern. Seit 2015 finanziert der Bund das BAföG alleine. Studierende und Auszubildende bekommen seit dem 1. Januar 2019 eine höhere Förderung. Mit einer besseren finanziellen Förderung wird der Aufstiegs-BAföG ausgebaut. Mit der Mindestausbildungsvergütung erhalten Auszubildende ab 2020 mindestens 515 Euro monatlich. Diese wird in den Folgejahren auf mindestens 585 ansteigen.
Bildung hört nicht mit der Schule, mit der Ausbildung oder dem Studium auf. Mehr und mehr Menschen wollen auch danach dazulernen - für den Beruf, aber auch um sich persönlich weiter zu entwickeln. Aus eigener Erfahrung bewerteten die Dialogteilnehmer den Sinn und Zweck beruflicher Weiterbildung zumeist positiv.
„Ich glaube, die größte Chance ist das lebenslange Lernen - gerade bei der Digitalisierung.“aus dem Bürgerdialog des BMWi in Magdeburg am 7. Juli 2015
Der Indikator Beteiligung an Weiterbildung zeigt den Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die innerhalb der letzten zwölf Monate an einer betrieblichen, einer individuell berufsbezogenen bzw. nicht-berufsbezogenen Weiterbildung teilgenommen hat.
Im Jahr 2018 traf dies auf mehr als die Hälfte, rund 54 Prozent der 18- bis 64-Jährigen zu. Im Jahr 2007 beteiligten sich nur 43 Prozent an Weiterbildung. Die Zunahme erfolgte über alle Altersgruppen hinweg. Besonders ausgeprägt war der Anstieg bei den 55- bis 64-Jährigen mit 20 Prozentpunkten. Lebenslanges Lernen ist angesichts des technischen Fortschritts und der alternden Gesellschaft heute wichtiger denn je. Davon zeugen auch die Weiterbildungsaktivitäten der 65- bis 69-Jährigen, die 2016 erstmals befragt wurden. Im Jahr 2018 haben sich in dieser Gruppe 28 Prozent weitergebildet, vorwiegend im Bereich der nicht-berufsbezogenen Weiterbildungen.
Unternehmen sind der wichtigste Ort der Weiterbildung in Deutschland. Im Jahr 2018 finden hier 72 Prozent der erfassten Weiterbildungsaktivitäten statt. Zehn Prozent der Weiterbildungen sind individuell-berufsbezogen, 18 Prozent sind nicht-berufsbezogen. Die Schwerpunkte der Weiterbildungsaktivitäten unterscheiden sich nach Form der Weiterbildung. Überwiegen bei betrieblichen und berufsbezogenen Weiterbildungen die Themen Wirtschaft, Arbeit, Recht sowie Natur, Technik und Computer, sind es bei den nicht-berufsbezogenen Weiterbildungen Sprache, Kultur und Politik.
Die Nationale Weiterbildungsstrategie unterstützt alle Erwerbstätigen, ihre Qualifikationen und Kompetenzen im Wandel der Arbeitswelt zu erhalten und anzupassen. Mit einem Bündel aus bewährten und neuen Maßnahmen wird die Fachkräftebasis in Deutschland gestärkt und mehr Menschen die Teilhabe am digitalen Wandel ermöglicht. Weiterbildung wird durch Steuervorteile unterstützt. Weiterbildungsleistungen des Arbeitgebers, die der Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dienen, sind ab 2002 steuerfrei.
Die geringfügigen Abweichungen zwischen den von Eurostat veröffentlichten und den nationalen Kennzahlen sind auf methodische Unterschiede in den Berechnungen zurückzuführen.