Ein verlässliches soziales Netzwerk, Unterstützung in alltäglichen Dingen und in der Not. Gelebte Gemeinschaft in Vereinen oder im Ehrenamt. Aber auch Werte und Normen, die verbinden. Diese Aspekte waren den Menschen im Bürgerdialog wichtig. Sie bilden das Fundament des Zusammenlebens in Familie und Gesellschaft.
Ein verlässliches soziales Netzwerk, Unterstützung in alltäglichen Dingen und in der Not. Gelebte Gemeinschaft in Vereinen oder im Ehrenamt. Aber auch Werte und Normen, die verbinden. Diese Aspekte waren den Menschen im Bürgerdialog wichtig. Sie bilden das Fundament des Zusammenlebens in Familie und Gesellschaft.
„Ohne Familie und Freunde fehlen einem die Flügel im Leben.“aus dem Bürgerdialog der UNESCO in Magdeburg am 4. Mai 2015
„Wenn es mit der Familie klappt, klappt es auch anderswo.“aus dem Bürgerdialog bei der IGBCE in Leverkusen am 22. Juni 2015
Das Zitat steht stellvertretend für die Mehrheit der Menschen in Deutschland, die Familie oder Partnerschaft als ihren Lebensmittelpunkt bezeichnen. Der Dialog bestätigte: Familie und Gemeinschaft haben einen hohen Stellenwert für die Bürgerinnen und Bürger. Die Menschen, mit denen sie in einem Haushalt zusammenleben, sind ihre wichtigste Quelle für Lebensqualität.
Das Familienleben in Deutschland ist heute vielfältig. Neben der klassischen Kernfamilie gewinnen andere familiale und nichtfamiliale Lebensformen zunehmend an Bedeutung.
Wie sich das Zusammenleben in Deutschland im Zeitverlauf entwickelt hat, zeigt der Indikator private Familien- und Lebensformen. Er differenziert nach dem rechtlichen Familienstand, wie zum Beispiel verheiratet oder eingetragene Lebenspartnerschaft.
Die Formen des Zusammenlebens haben sich in den letzten Jahren gewandelt: Mehr als jeder dritte Erwachsene lebt mittlerweile allein. Im Jahr 2017 sind das knapp 34 Prozent. Die Zahl nicht ehelicher Lebensgemeinschaften nimmt ebenso zu wie die stabiler gleichgeschlechtlicher Beziehungen.
Aber noch immer gilt: Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland lebt mit ihrer Ehefrau oder ihrem Ehemann zusammen. 2017 sind das 56 von 100 Personen. 1996 waren es noch 66 von 100 Personen.1
Der Großteil der Kinder wächst 2017 nach wie vor bei ihren verheirateten Eltern auf. Es sind allerdings zehn Prozent weniger als vor 22 Jahren. Die Zahl der Alleinerziehenden steigt weiter: Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst heute bei nur einem Elternteil auf.
Bemerkenswert sind die regionalen Unterschiede: In den ostdeutschen Flächenländern leben deutlich weniger Kinder bei verheirateten Eltern (gut 56 Prozent) als in westdeutschen Flächenländern (rund 76 Prozent). Dafür ist in den ostdeutschen Flächenstaaten, der Anteil der Kinder größer, die bei einem alleinerziehenden Elternteil aufwachsen. Dieser Anteil liegt bei rund 24 Prozent im Vergleich zu knapp 18 Prozent in den westdeutschen Flächenstaaten. In den Stadtstaaten sind das 26 Prozent aller Kinder.
Nach wie vor sind Alleinerziehende überwiegend weiblich: In neun von zehn Familien ist der alleinerziehende Elternteil eine Mutter, das entspricht knapp 1,35 Millionen Frauen. Den Kindern von Alleinerziehenden gilt ein besonderes Augenmerk. Sie sind häufiger von Armut bedroht.
Ziel der Bundesregierung ist und bleibt es, die individuellen Wünsche der Menschen nach Familie und stabilen Beziehungsformen durch gute Rahmenbedingungen zu unterstützen.
„Freunde und Bekannte könnten viele Härten des Lebens abfedern und so zu einem guten Leben wesentlich beitragen.“aus einer Online-Antwort vom 14. September 2015
Neben dem engeren Familienkreis ist ein stabiles soziales Umfeld von großer Bedeutung. Die Dialogteilnehmer zählten Freunde, Nachbarn oder Verwandte als wichtige Ansprechpartner auf. Sie sind besonders wertvoll, wenn es darum geht, Hilfe außerhalb des engsten Familienkreises zu erhalten.
Der Indikator Hilfe durch andere gibt Auskunft darüber, ob eine Person die Möglichkeit hat, Freunde, Nachbarn oder Verwandte um Hilfe zu bitten. Die soziale Einbindung des Einzelnen wird konkret über den Anteil der Personen gemessen, die angeben, Hilfe durch andere erhalten zu können.
Die gute Nachricht ist: 97 von 100 Menschen in Deutschland sind sicher, dass sie eine konkrete Bezugsperson haben, die sie um Hilfe bitten können, wenn es darauf ankommt.2
Bei Männern und Frauen sowie in verschiedenen Altersgruppen zeigt sich ein weitgehend übereinstimmendes Bild. Unterschiede gibt es mit Blick auf den Erwerbsstatus. Für Arbeitslose ist es deutlich schwieriger, Freunde, Nachbarn oder Verwandte zu finden, die ihnen helfen. Hier geben 86 von 100 Arbeitslosen an, eine konkrete Bezugsperson zu haben, die sie um Hilfe bitten können.
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit knapp drei Prozentpunkte über dem Durchschnitt.
Sozialstaatliche Strukturen werden auch in Zukunft darauf aufbauen, dass Menschen zuerst in der Familie und im unmittelbaren Bekanntenkreis Hilfe suchen und finden. In einer alternden und mobiler werdenden Gesellschaft können diese Netzwerke schwächer werden. Darauf sollten staatliche Institutionen entsprechend reagieren.
Der Bund unterstützt Länder und Kommunen mit dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“. In rund 540 Mehrgenerationenhäusern begegnen sich junge und alte Generationen und stärken den sozialen Zusammenhalt. Der Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ehrt bürgerschaftliches Engagement für eine lebenswerte Zukunft auf dem Land.
Viele Menschen sind nicht nur informell und spontan füreinander da. Sie übernehmen freiwillig feste Aufgaben und bringen sich aktiv in die Gesellschaft ein. „Viele Menschen würden gern ehrenamtlich arbeiten, haben aber keine Zeit dazu.“ So formulierte es ein Teilnehmer im Bürgerdialog des Kurpfälzischen Kammerorchesters Mannheim am 30. Juni 2015 stellvertretend für viele. Diejenigen, die ein Ehrenamt neben dem Beruf ausübten, wünschten sich noch mehr Anerkennung von Politik und Gesellschaft.
„Ehrenamt steht bei mir hoch im Kurs. Ich will in meiner Freizeit auch etwas Sinnvolles für Andere machen.“aus einer Online-Antwort vom 14. Juli 2015
Der Indikator Entwicklung des Anteils ehrenamtlich Engagierter misst, welche Personen sich in Deutschland mit wieviel Stunden ehrenamtlich engagieren. Datengrundlage dafür ist der Freiwilligensurvey. Das ist die bundesweit umfangreichste Erhebung zum freiwilligen und ehrenamtlichen Engagement in Deutschland. Der Freiwilligensurvey wurde bereits zum vierten Mal durchgeführt, zuletzt 2014. Zurzeit (2019) läuft die nächste Erhebung für den Freiwilligensurvey. Mit Daten ist frühestens im Herbst 2020 zu rechnen.
Ob in der Kirchengemeinde, bei der Arbeiterwohlfahrt, im Frauencafé, im Elternbeirat oder als Jugendtrainer im Sportverein – rund 31 Millionen Menschen prägen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement unser Gemeinschaftsleben. 2014 waren das knapp 44 Prozent der Wohnbevölkerung ab 14 Jahren.
Das sind fast 10 Prozent mehr als zur Jahrtausendwende. In allen Altersgruppen ist das Engagement gestiegen: Bemerkenswert ist der Zuwachs bei den Jüngsten, im Alter von 14 bis 29 Jahren, und in der ältesten Altersgruppe, ab 65 Jahre aufwärts. Die Quote des Engagements bei den Älteren liegt unter dem Durchschnittswert, da das Engagement von Personen ab einem Alter von 75 Jahren stark zurückgeht.
In Studien wie dem Freiwilligensurvey des Deutschen Zentrums für Altersfragen werden repräsentativ ausgewählte Personen3 zu ihrem ehrenamtlichen Engagement befragt.
Die Daten zeigen, wie viele Minuten ehrenamtlich Engagierte im Monat aktiv sind, das heißt zum Beispiel in Vereinen, Kirchen oder beim Sport. Angeordnet sind die 100 Punkte von geringem bis zu großem zeitlichem Umfang. Jeder Punkt repräsentiert ein Prozent der ehrenamtlich engagierten Menschen in Deutschland und gibt an, wie viele Minuten sie monatlich aktiv sind.
Vergleichen Sie Ihr Engagement mit dem anderer Menschen in Deutschland. Der schwarze Kreis markiert Ihr Engagement. Sie sehen den Anteil ehrenamtlich Aktiver mit mehr unter weniger Engagement im Monat.
Das ehrenamtliche Engagement von Menschen mit Migrationshintergrund kann als Indikator für die gesellschaftliche Integration verstanden werden.
Bisher sind Migranten unter Ehrenamtlichen deutlich schwächer vertreten als Bürgerinnen und Bürger ohne Migrationshintergrund. Allerdings hängt das ehrenamtliche Engagement maßgeblich von zwei Faktoren ab: der Zuwanderungsgeschichte und der Staatsangehörigkeit.
Bei Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren sind und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, liegt der Anteil ehrenamtlich Aktiver mit 43,2 Prozent annähernd so hoch wie bei Menschen ohne Migrationshintergrund.
In Schulen und Kindergärten sowie im kirchlich-religiösen Bereich übernehmen Frauen und Männer mit Migrationshintergrund vergleichsweise häufig ehrenamtliche Aufgaben.
Begeisterung für das Ehrenamt zu wecken, ist eine große Gemeinschaftsaufgabe. Sie betrifft Bund, Länder und Kommunen sowie Verbände und Vereine.
Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt insbesondere in strukturschwachen und ländlichen Regionen werden zukünftig durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt gestärkt. Mit dem Deutschen Engagementpreis würdigt der Bund ehrenamtliches Engagement und den Einsatz für die Gemeinschaft. Mehr und mehr engagieren sich Freiwillige auch in internationalen Diensten, beispielsweise in den Programmen weltwärts und kulturweit.
Herzstück der einzigartigen deutschen Vereinskultur ist der Sport. Viele waren sich bewusst: Regelmäßige Bewegung steigert das individuelle Wohlergehen und ist ein wichtiger Beitrag für ein gesundes Älterwerden. Sport schafft auch einen Raum für Gemeinschaft. Er vermittelt Werte wie Fairness und Toleranz. Sport ist ein erfolgreicher Inklusionstreiber und fördert die Integration.
„Sport verbindet viele Menschen, egal woher sie kommen.“aus dem Bürgerdialog des Forums Menschenrechte in Herne am 20. Mai 2015
Wie viele Menschen in Deutschland in Vereinen sportlich aktiv sind, wird über den Indikator Mitgliedschaften in Sportvereinen ermittelt. Er misst den Anteil derer, die als Mitglied in mindestens einem Sportverein der 16 Landessportbünde registriert sind.
Fast 24 Millionen Mitglieder in über 90.000 Sportvereinen gibt es in Deutschland. Besonders häufig sind Kinder und Jugendliche aktiv, etwas seltener Ältere.
Auffällig sind die regionalen Unterschiede: In den ostdeutschen Bundesländern sind 16 von 100 Personen Mitglied in einem Sportverein, in den westdeutschen Bundesländern sind es 31 von 100. Dies hat historische Gründe: Nach dem Mauerfall haben sich viele Betriebssportgemeinschaften aufgelöst. Erst sukzessive baute sich in den ostdeutschen Ländern eine Vereinslandschaft auf.
Positiv ist auch die Entwicklung im Vereinsleben allgemein: In Deutschland gibt es Ende 2017 über 600.000 eingetragene Vereine und Verbände. Dazu gehören zum Beispiel Musikvereine, Jugendclubs, Tierschutz- und Kunstvereine sowie Koch- oder Computerclubs. Um gemeinsame Ziele oder Interessen zu verwirklichen, übernehmen viele Menschen dafür oft ehrenamtlich eine Aufgabe im Verein oder sind zumindest Mitglied.
In den deutschen Behindertensportverbänden sind 2018 mehr als 560.000 Sportler organisiert. Viele von ihnen wünschen sich noch mehr Anerkennung und die sportliche Gemeinschaft mit Nicht-Behinderten.
„Inklusionssport steckt in Deutschland noch ziemlich in den Kinderschuhen – aber Sport für Menschen mit Handicap ist umso wichtiger.“aus dem Bürgerdialog der Rollstuhlbasketballer des USC München in München am 3. Oktober 2015
Einen wichtigen Beitrag leisten die Sportvereine beim Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Unterschiede in Kultur und Religion können durch gemeinsamen Sport überwunden, der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden.
Wie groß dieses Potenzial ist, belegt das vom Bund geförderte Programm Integration durch Sport. Bei den 750 deutschlandweit beteiligten Stützpunktvereinen hatte 2014 mehr als die Hälfte aller Neumitglieder einen Migrationshintergrund.
Unterstützt durch die Bundesregierung führt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) seit über 30 Jahren das Programm „Integration durch Sport“ durch. Der Etat im Bundeshaushalt 2016 ist auf mehr als elf Millionen Euro verdoppelt worden. Seither stehen insgesamt 11,4 Millionen Euro jährlich zur Verfügung.
In der Statistik wird im Jahr 2017 weiterhin zwischen ehelichen Partnerschaften und gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften unterschieden, obwohl das Eheöffnungsgesetz für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften zum 1. Oktober 2017 in Kraft getreten ist.
In der EU-SILC Befragung 2015 hatten die Befragten die Wahl zwischen den Antwortkategorien „ja“ und „nein“. Gegenüber vorangegangenen Befragungen weggefallen ist die Antwortkategorie „weiß nicht“. Die Anteilswerte sind damit nicht mit früheren Befragungen vergleichbar.
In der Statistik wird zwischen der Grundgesamtheit und der Stichprobe unterschieden. Bezogen auf die deutsche Wohnbevölkerung umfasst die Grundgesamtheit alle Personen, die zu einem bestimmten Stichtag in Deutschland wohnen. Von einer Stichprobe spricht man, wenn beispielsweise für den Zweck einer Umfrage aus der Grundgesamtheit Personen ausgewählt werden. Dieser Auswahlprozess erfolgt nach dem Zufallsprinzip, das heißt es steht nicht im Vorhinein fest, welche Person an der Befragung teilnimmt. Eines der zentralen statistischen Gesetze stellt sicher, dass auf Basis von ausreichend großen Stichproben Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit gezogen werden können.